In diesen Breitengraden ist das Tageslicht im Dezember eine eher flüchtige Erscheinung, und auch spontane Nordlichtattacken werden von einer dicken Wolkendecke vereitelt. Da ist es günstig, dass zur Mittagszeit in der Arbeit eher nicht so viel anfällt. Ronny, unser Techniker, bietet uns an, eine Runde mit den Schneemobilen über den See zu drehen. D.h. einmal alles anziehen, was an Skiklamotten verfügbar ist, und rüber in die Maschinenhalle. Hier stehen Ronnys Schätzchen.
Es gibt eine kurze Einweisung (An-Aus-Knopf, Bremse, ein Kabel ums Handgelenk, das im Falle eines Falles einen Not-Aus-Knopf zieht) und schon geht’s los. Während Alexander auf seinem Scooter davondüst, als gäbe es kein Morgen, fühle ich mich noch nicht so ganz bequem auf dem Gerät. Wenn man nicht genau die Spur vom Vordermann hält, fährt es ja fast nur auf einer Kufe. Ich ziehe es vor – wie so oft – meine eigene Spur zu ziehen.
Wir sind also rein zur Gaudi unterwegs. Natürlich machen wir uns auch mit der Lage der gerade entstehenden Teststrecken auf dem Eis vertraut …
Andere wiederum arbeiten den ganzen Tag. Sie kommen nur zur Fika und mittags kurz nach Nåtti reingefahren, dann fräsen sie mit ihren Traktoren weiter die Strecken frei, damit das Eis besser wächst, und da ja später auf Eis (und nicht auf Schnee) gefahren werden soll. Im Augenblick hat das Eis eine Stärke von ca. 30cm. Wenn es dann im Januar noch dicker ist, werden andere Geschütze aufgefahren:
Das Vorderrad dieses zarten Maschinchens hier – nur um eine vage Größenvorstellung zu ermöglichen – ist nicht viel kleiner als meine Wenigkeit.
Wir hätten die Scootertour gar nicht besser planen können, denn einen Tag später wird es bereits so kalt, dass keiner mehr freiwillig länger draußen ist, als unbedingt notwendig (es sei denn, er fängt Renken, weil er an Weihnachten mit deren Rogen das Festmenü erweitern will).
Am 13.12., dem Lucia-Tag, sind alle Icemakers-Mitarbeiter zum Mittagessen im Hotel Lyktan eingeladen. Es gibt Lax, Rentier und Elch in allen erdenklichen Varianten, und für mich gibt es vegane Weihnachtsvariationen. Dazu trinkt man Julmust (sprich: jülmöst), eine Art Malzbier mit Anklängen an Cola. Danach verschwindet wieder jeder an seine Arbeit.
Am Sonntag drauf nehme ich mir eine Tour auf den Pieljekaise vor. Leider kann ich keine Karte mehr organisieren, also laufe ich brav den Wegzeichen des Kungsledens nach. Birkenwald, eiskalter Pulverschnee und vor mir sind hier nur Hasen, Schneehühner und Rentiere gelaufen. Bei dieser Kälte jagt man ja keinen Hund vor die Tür (-22°C sind es nur noch, aber immerhin). Nach 2 Stunden habe ich die Waldgrenze erreicht, den Gipfel wollte ich wenigstens sehen. Dann kehre ich um, die Füße sind gefühllos und auch sonst ist es nicht gerade kuschlig. Hier ist es sicherlich im Sommer ganz zauberhaft, wenn der Wald grün ist.
Aber die Fahrt hatte doch einigen Erlebniswert: Ein Elch am Straßenrand, zwei Schneehühner auf der Fahrbahn (ich dachte zuerst, es seien Schneeklumpen), Rentiere auf der verschneiten Heide und ein paar sehr pitoreske Stadl im fahlen Nachmittagslicht.