Seit ein paar Tagen schneit es hier endlich. Bei -18°c fing es an mit ganz kleinen Flocken, seither wird es wieder wärmer. In großer Vorfreude präpariere ich meine Skier mit dem kältesten Wax, das ich habe, und marschiere Freitag Abend auf die Öberga-Loipe. Nicht gespurt. Hm, wahrscheinlich schon zu spät. Ich spure mir selber. Es wäre wohl auch ohne präparierte Loipe nicht viel weniger anstrengend geworden, so ist das mit den Saisonbeginnen … Anschließend rauf ins Hotell Silverhatten, wo meine neue Bekannte Gabriela mit ihren Kindern am Fenster sitzt und auf das Feuerwerk wartet. An diesem Abend hatten alle Geschäfte in Arjeplog (… eine handvoll…) sehr lange offen wegen Skyltsöndag, wenn auf die Weihnachtsdeko umgerüstet wird. Und das wurde mit einem Feuerwerk abgeschlossen. Nur wusste davon halb Arjeplog nix.
Am Samstag muss ich in Nåtti arbeiten, es ist nicht viel los, aber dennoch geht der Tag rum. Abends back ich Apfelkuchen für die Weihnachtsfeier im Reitstall am nächsten Tag, und als ich mich schließlich vor den Fernseher plumpsen lasse, erwische ich den zweiten Teil des Nobelkonzertes mit der Dirigentin Karina Canellakis und der Violinistin Lisa Batiashvili. Ich bin völlig aufgesogen. Eigentlich hätte man doch Musik studieren sollen, oder?
Sonntag stehe ich mit dem Wecker auf, damit ich – wenn die Sonne um 10:00 hinter den Schneewolken aus ihren Federn kriecht – ein bißchen vom Tageslicht erhaschen kann. Djuptjärnspåret steht auf dem Programm. Arjeplogs andere Loipe, die neben der beleuchteten 2,5km Runde auch noch eine 5- und eine 10km lange Schleife haben soll. Doch auch hier erkenne ich unter einer tiefen Pulverschneedecke lediglich eine Ahnung von Spur, die wohl einmal im September gezogen wurde. Hm, das ist nun Arjeplogs erster wirklicher Minuspunkt! Ich fahre zur Öbergaspåret, aber dort komme ich vor lauter Schnee nicht einmal auf den Parkplatz, also wieder zurück und selber spuren. Als Kind hätte ich das spitze gefunden, der Schnee und ich alleine und eine phantastische Vorstellung vom großen weiten Norden. Aber was macht man dann hier, wenn die Loipe nicht geht, das Schwimmbad sonntags zu hat, der Tag gleich wieder dunkel wird, und auch sonst nicht viel los ist?
Doch um 14:00 Uhr ertönt Weihnachtsmusik aus den Lautsprechern des Reitstalls auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Mit viel Glitzer sind die Ponies garniert, es gibt kleine Wettkämpfe, die teilweise mit viel Elan und bei Bedarf mit Steckenpferden in allen Größen ausgefochten werden. Eine kleine Quadrille wird aufgeführt, und schließlich kommt sogar ein kompletter Luciazug in die Halle. Lucia, wird in den Familien dann noch einmal richtig am 13.12. gefeiert. Lucia, die immer mit einem Kranz aus Kerzen auf dem Kopf dargestellt wird, ist – so die Tradition – eine christliche Heilige, die sich angeblich die Augen (also das Licht) ausstach. Nun, kürzlich habe ich gelesen, dass es vor der Lucia noch eine ganz andere Lucia gab, nämlich eine, die sich die Augen nicht nur ausreißen sondern diese auch wieder nachwachsen lassen konnte. Das war der Kirche wohl nicht so ganz geheuer. Daher gibt es heute stattdessen Elektrokerzen im Haar und Kakao ans Bett 🙂
Und nach Weihnachten im Stall war immer noch so viel Tag übrig, und siehe da: die Muse kam zu Besuch!!! Ich habe endlich mal wieder etwas geschrieben. Mal schauen, ob ich sie mit pepparkakor (Pfefferkuchen) und glögg (Glühwein) noch ein wenig bei Laune halten kann.
Heute wurde es in der Arbeit dann auf einmal spannend. Wie Ihr dem Bild entnehmen könnt, hatte es weiter geschneit. Überall rumpeln die Traktoren und pflügen Einfahrten und Höfe frei. Das Auto schwimmt mehr, als dass es fährt. Das musste auch der LKW erfahren, der – immerhin mit Schneeketten – von Nåtti hinauf zum Silvervägen, der Landstraße, wollte und mitten am Hang plötzlich rückwärts rutschte. Zum Glück kippte er nicht um, aber die Straße war nun blockiert, zumindest für den Bus mit unseren neuen Testern, auf die wir warteten. So wird aus der Standortadministration schnell mal ein Standorttaxi. Wir holten sie in mehreren Touren oben am Silvervägen ab und kutschierten sie am LKW vorbei nach Nåtti. Fast so spannend wie ein schwedischer Krimi, würde ich sagen 🙂