Der Abend vor dem ersten Mai wird hierzulande Valborgsmässoafton genannt, Walpurgis also. Wer kann, trifft sich mit Freunden und Bekannten zu einem Feuer. Mir war nicht klar, von welchen Dimensionen wir sprachen, also packte ich mein komplettes Wildnis-Feuer-Equipment ein: Bowdrill und Bohrer, Schlageisen, Blackjack, Fusselzeug etc.
Der gemeine Schwede aber zündet sein „majbrasa“ ganz profan mit Diesel an. Ich gebe zu, mit meinem Bowdrill hätte es unter Umständen sehr lange gedauert. Aber es wäre auch schwer romantisch gewesen …
Terje und Frank hatten auf dem Grundstück vor Terjes Haus am See in Mellanström alles an Holz und Fällmaterial zusammengetragen, was dann bei schönstem Sonnenschein in Flammen aufging …
… und nach einer halben Stunde fast vollständig heruntergebrannt war. Erstaunlicherweise war der Schnee, auf dem der Scheiterhaufen gestanden hatte, dabei nicht geschmolzen.
Nun konnte man sich endlich den wichtigen Dingen widmen. Es wurden einige bereits häufig benutzte Blätter mit Liedtexten verteilt. Schwedische Volkslieder gehören nicht gerade zum einfachsten Liedgut, und so war die Teilnahme von uns Zugereisten (Syrien, China, Deutschland) auch etwas unmelodiös. Zumal man gleichzeitig ja auch noch versuchte, dieses leicht altertümliche Schwedisch von der letzten Jahrhundertwende oder davor über die Lippen zu bringen. Die Schweden aber hatten alle ihre Lieder drauf.
Anschließend gab es Torte, die Ahmed für Xiao gebacken hatte; nicht nur lecker, sondern auch noch beeindruckend schön gestaltet.
Ach ja, was vielleicht anzumerken wäre: Die Sonne hatte sich hinter einen Wolkenschleier (oder war es der Diesel) verzogen, und es wurde mit einem Mal a…. kalt. Was mich sofort an eine Passage aus Astrid Lindgrens Madita denken ließ. Dort sang der Männerchor gerade: „Wie herrlich lacht uns die Sonne im Mai!“ Und da setzte der Regen ein.