NORDSCHEIN

Sápmi

Wären die europäischen Königshäuser / Staaten (früher) nicht so habgierig gewesen und hätten sich alles, was sich auch nur irgendwie in ihrer Reichweite befand, einverleibt, dann würdet Ihr jetzt nicht sagen: Die Simone wohnt gerade in Schweden. Nein, Ihr würdet ganz selbstverständlich sagen: Die Simone wohnt gerade in Sápmi, in Lappland. Sápmi erstreckt sich über große Teile Norwegens, Schwedens, Finnlands und die Kolahalbinsel. Die Sámi sind Urvolk und zugleich Minorität im eigenen Land.

Der schwedische Staat hat die Resolution zu den Rechten von Urvölkern nicht unterschrieben. Und das aus gutem Grund: Die Erzminen in Kiruna liegen in samischem Boden, die Wasser- und Windkraftwerke liegen allesamt auf samischem Grund, und das Holz der riesigen Forstwirtschaft wächst in samischen Wäldern.

Der gemeine (Süd-)Schwede hat von samischen Verhältnissen kaum eine Ahnung, weiß aber wahrscheinlich ziemlich gut über die Native Indians und deren Geschichte Bescheid … Nun, ganz am Rande, wir wissen auch sehr viel über die Indianer. Aber was wissen wir über die Friesen und die Sorben?

Hier seht Ihr ein (nicht mehr ganz taufrisches) Bild von einer südsamischen Familie vor ihrem Lávvu, dem Zelt, mit dem man zwischen den Sommer- und Winterweideländern hin- und herzieht. Die Sami waren immer schon Jäger und Fischer, die sich bestens mit diesen (sub-) arktischen Bedingungen auskannten. Die Rentierzucht kam erst später auf, ist allerdings heute das Kriterium, das am leichtesten für Identifikation sorgt.

Wer so leben musste, konnte nicht viel Krimskrams ansammeln. Wenn man aber nach einem guten Jahr nach Abgabe der Steuern auf dem Markt noch Gewinn machen konnte, hat man diesen in Form von Silber gesammelt: Löffel, Knöpfe, Gürtelbeschläge. Lauter Dinge, die man mit sich tragen konnte und bei Bedarf, z.B. an Festtagen, auch zur Schau stellen konnte. Und obendrein schützen beispielsweise Silberknöpfe auch noch gegen böse Geister!

Dies ist also solch ein Silberkragen, den sich eine Samin zu festlichen Anlässen angelegt hat. Man stelle sich das ganze Silber jetzt noch geputzt vor, wie das geblinkt haben muss!

In Arjeplog leben viele Sami oder Schweden, bei denen irgendein Großelternteil samisch war. Aber die Sprache, die hier heimisch war, Umesamisch, wird maximal noch von einer Handvoll Leuten gesprochen. Nordsamisch ist die Sprache mit den meisten Vertretern, ca. 35.000, und gehört grob in das Gebiet ab Kiruna und nordwärts. Samisch ist fast so grammatisch wie Finnisch, übertrumpft aber Finnisch noch bei weitem, wenn es um das Thema „Stadiumswechsel“ geht. In gewissen Kasus oder Verbformen wechseln Konsonantengruppen von einer starken zu einer schwachen Form. Hut ab, wer sich das ausgedacht hat!!! Und samisch ist eine sehr leise Sprache. Den zweiten Teil eines Satzes hört man schon kaum mehr …

Jokkmokk ist ein samisches Zentrum, knappe 20 Meilen (der aufmerksame Leser weiß: das sind 200km) nördlich von hier. Hier gibt es eine samische Hochschule, in der u.a. in samischem Kunsthandwerk ausgebildet wird. Und seit dem 17. Jhd findet dort immer am kältesten Wochenende im Februar Markt statt. Wie auf schwedischen Märkten so üblich, kann man haufenweise unnötigen Krimskrams inklusive Süßigkeiten kaufen. Richtig schöne Sachen (auch zu schönen Preisen …) findet man in den Räumen der Sámi Állaskuvla. Umrahmt wird das ganze von Lesungen, Workshops, Konzerten und Tanzveranstaltungen. Aus irgendeinem Grund landete ich im Workshop zum Thema „civil olydnad“ (ziviler Ungehorsam). Und um nicht nur Beispiele zu hören, sondern auch aktiv zu werden, veranstalteten wir einen Fridays-for-Future-Umzug über den Markt.

 

Außerdem hatte ich noch die Gelegenheit, auf ein Konzert von Solju zu gehen. Ulla Pirttijärvi, die etwas ältere Sängerin in dem Duo, kannte ich bereits aus Anár (Inari in Finnland). Hier eine kleine Kostprobe. Und dann gab es auch noch ein Konzert von Elin Teilus, die, wie ich erfahren habe, auch Workshops im Joiken anbietet.

 

 

Etwas zu spät kam ich leider zum Rentierrennen auf dem See, die letzten zwei Runden habe ich noch gesehen, dann wurde eingepackt.

 

Weiter Beitrag

Zurück Beitrag

© 2024 NORDSCHEIN

Thema von Anders Norén