An meiner Lage, was Wanderbekanntschaften betrifft, hat sich noch nichts geändert. Da ich mir aber an Neujahr vorgenommen hatte, trotzdem mehr in die Natur zu kommen, habe ich dies im Oktober glatt in die Tat umgesetzt.
Pünktlich am 17.10. schneite es, wie die Wetterprognose von SMHI es versprochen hatte. Nun, sie hatte 40 cm innerhalb von 6 Tagen im Fjäll versprochen. Es kamen aber auch an der Küste gute 30 cm innerhalb von 3 Tagen. Das wurde auf dem Radl dann sehr lustig, und nach zwei ersten Stürzen zog ich endlich meine Spikesreifen auf.
Wie ich erfahren hatte, verläuft zwischen Piteå und Luleå der Solander-Leden, ein mehrtägiger Wanderweg. Bis Piteå will ich nicht laufen, da war ich gestern schon (mit dem Bus). Aber die immergleichen Runden in der Nähe meiner Wohnung will ich auch nicht drehen. Also schwinge ich mich aufs Radl und fahre nach Bergnäs, dem Stadtteil am südlichen Lule-Ufer.
Es ist merkwürdig, die Sonne steht noch verhältnismäßig hoch, aber der Boden ist schon schneebedeckt. Die Luft ist so klar, als hätte sie noch nie ein Staubpartikelchen gesehen, so als würde SSAB in Luleå keinen Stahl kochen …
Eine Weile laufe ich in den Rillen, die ein Traktor gezogen hat. Später folge ich Fußstapfen und Hundespuren, oder auch der Spur eines Rehs, und noch später stapfe ich durch unberührten Schnee.
Während ich Pause mache, beobachte ich einen Tannenhäher durchs Fernglas. Und dann beobachtet er mich, indem er alle 15 Sekunden auf einen anderen Baum fliegt und im stets gleichen Abstand einen Kreis um mich zieht. Ob er weiß, dass ich Walnüsse im Rucksack habe? Oder ärgert er sich über meine Daunenjacke?
Merkwürdigerweise ist der Rückweg viel kürzer. Aber das ist auch gut so, denn Gehen im Schnee ist ganz schön anstrengend.
Auf seiner letzten Etappe führt der Solander-Leden eine Weile an Luleås Flughafen entlang. Ich überlege mir, wie sich das anfühlt, wenn ein Flieger im Landeanflug ist und man hier unten läuft. Unwillkürlich muss ich an Hitchcock denken … Aber offensichtlich flog heute kein Flieger, oder sie waren alle schon weg oder noch nicht da. Die Leute, die letzten Sonntag von Stockholm nach Luleå fliegen wollten, konnten mangels Sicht in Luleå nicht landen. Sie flogen nach Umeå, landeten dort, durften aber nicht aussteigen. Flogen nach Stockholm, mussten dort übernachten und hofften am Montag auf mehr Glück. Ein Schwede nimmt das relativ gelassen.